ISBN
978-3-00-064888-5
Monografie von Dr. rer. nat. Andreas Heinrich Malczan
"Die Erde ist bevölkert von einer Vielzahl einzelliger Organismen. Ganz überwiegend sind es Prokaryota, aber auch die einzelligen Eukaryota existieren in einer ungeheuren Arten- und Individuenzahl, die sich kaum abschätzen lässt." [120]
Dieses Zitat aus dem Lehrbuch
Spezielle Zoologie, Teil 1, Einzeller und Wirbellose, von
Wilfried
Westheide und Reinhard Rieger (Hrsg.) steht am
Anfang des ersten Kapitels "Einzellige Eukaryota", Einzeller. Die 25 Autoren
dieses überaus lesenswerten Lehrbuches sind allesamt ausgewiesene Experten auf
diesem Gebiet. Dem Leser sei dieses Buch wärmstens empfohlen, denn die
Wirbeltiere sind letztlich aus den Einzellern hervorgegangen.
Wer eine Theorie über die Entstehung des Wirbeltiergehirns im Verlaufe der
Evolution aufstellen will, muss weiter zurückgehen und sich ebenfalls mit der
Entstehung und Entwicklung des Lebens an sich befassen. Die einfachsten
Lebewesen sind - von Sonderformen wie etwa Viren abgesehen - diejenigen, die aus
nur einer Zelle bestehen. Aus ihnen könnten sich die mehrzelligen Lebewesen
entwickelt haben, die man in Pflanzen und Tiere unterteilen kann. Die
mehrzelligen Tiere wiederum werden als Metazoa bezeichnet,
die Wirbeltiere gehören zu ihnen.
Die Einzeller werden in Abhängigkeit vom Vorhandensein eines Zellkerns
unterteilt in Prokaryota und einzellige Eukaryota.
Prokaryota besitzen keinen Zellkern. Zu den Prokaryota zählen die
Bakterien
und die Archaeen. Eukaryotische Zellen besitzen einen Zellkern.
Eukaryota können sowohl einzellige als auch mehrzellige Lebewesen sein.
Während bei den mehrzelligen Tieren die Arbeitsteilung durch die Bildung von
Organen realisiert wird, die jeweils für spezifische Aufgaben zuständig sind,
erfolgt die Arbeitsteilung bei den Einzellern durch spezielle Strukturen, von
denen viele auch als Organellen bezeichnet werden.
Beispiele für solche Strukturen sind nach [120]:
- Mindestens einen Nucleus (Steuerzentrum mit Erbinformation)
- Mitochondrien (liefern die nötige Energie)
- Plastiden (bei Pflanzen, u. a. für die Photosynthese)
- Endoplastisches Reticulum (verzweigten Membrannetzwerk mit vielen Funktionen)
- Dictyosomen (bilden den Golgi-Apparat)
- Lyosomen (Zellorganellen, die der intrazellulären Verdauung dienen)
- Peroxisomen (dienen der Entgiftung von reaktivenSauerstoffverbindungen)
- Acanthosomen (spezialisierter Plasmamembranbereich für den endocytotischen Zellzyklus)
- Ribosomen (Proteinfabriken der Zelle)
- Mikrofilamente (fadenförmige Protein-Strukturen, dienen u. a. Bewegungen und Transportvorgängen in der Zelle)
- Mikrotubuli (bilden das Cytoskelett, dienen u. a. der Mitose und weiteren Aufgaben)
Als Organellen kommen nach [120] unter anderem folgende vor:
- Kontraktile Vakuolen (Wasserausscheidung)
- Extrusomen (können bei Reizung ihren Inhalt pfeilartig nach außen schleudern)
- Axostyle (unterstützen Bewegungen der Zelle)
- Parabasalapparate (spezieller Golgi-Apparat)
- Chromosomen (Speicher für Erbinformationen)
- Ein mitotischer Verteilungsapparat für die vegetative Vermehrung.
Sowohl die Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung durch Mitose als auch die Bildung haploider Zellen durch Meiose und ihre Verschmelzung sind nach [120] ursprüngliche Merkmale der einzelligen Eukaryota.
Beim Einzeller muss die Zelle alle Fähigkeiten besitzen, die für das Überleben nötig sind, zusätzlich muss sie in der Lage sein, sich zu vermehren, damit solche Zellen auch künftig vorhanden sind. Bereits die Einzeller verfügen über zwei Möglichkeiten, sie können sich vegetativ (ungeschlechtlich) und geschlechtlich vermehren. Wir geben den einzelligen Eukaryota einen neuen Namen, der uns die spätere Unterscheidung erleichtert.
Erstaunlich ist, dass der Übergang vom Einzeller zum Mehrzeller bereits sehr
früh vollzogen wurde. Ein sensationeller Fund von Mehrzeller-Fossilien in Gabun
ermöglichte eine zeitliche Datierung, demnach lebten die Mehrzeller, deren
Fossilien man dort fand, vor etwa 2,1 Milliarden Jahren.
Monografie von Dr. rer. nat. Andreas Heinrich Malczan